Da
sagte sie: Wie ihr sagt, so sei es! Und sie entließ sie, und sie
gingen weg. Sie aber band die rote Schnur ins Fenster.
Manche große Chance im
Leben kommt völlig unverhofft. So wie die Chance, die die
kanaanitische Dirne Rahab erhielt, als Josua und das Volk
Israel sich an der Jordangrenze gelagert hatte und zum Angriff
auf Kanaan bereit machte. Zwei von Josua ausgesandte „Spione“
hatten in ihrem Haus in Jericho Nachtquartier bezogen.
Natürlich
war der Aufmarsch Israels an der Landesgrenze nicht unbemerkt
geblieben. Er war das Gesprächsthema Nummer 1 im Lande Kanaan.
Furcht und Schrecken war unter den Bewohnern ausgebrochen und
solchermaßen alarmiert, waren die beiden „Spionen“ nicht
unbemerkt geblieben: Da
schickte der König von Jericho zu Rahab und ließ ihr sagen: Gib die
Männer heraus, die zu dir gekommen und in dein Haus eingekehrt sind!
Denn um das ganze Land zu erkunden, sind sie gekommen.
Man
muss kein Prophet sein, um sich das weitere Schicksal der beiden
Kundschafter vorzustellen, wenn die Geschichte nun ihren normalen
Verlauf genommen hätte. Aber Rahab reagierte überraschend: Die
Frau aber nahm die beiden Männer und versteckte sie. Und sie sagte:
Ja, die Männer sind zu mir gekommen, aber ich habe nicht erkannt,
woher sie waren. Als nun das Tor bei Einbruch der Dunkelheit
geschlossen werden sollte, da gingen die Männer wieder hinaus; ich
habe nicht erkannt, wohin die Männer gegangen sind. Jagt ihnen
eilends nach, dann werdet ihr sie einholen!
Das erfüllte den
Tatbestand des Landesverrats. Wenn die Boten des Königs gesucht und
die „Spione“ im Hause Rahabs gefunden hätten, hätte ihr
sicherlich schlimmste Ungemach gedroht. In dieser bedrohlichen Lage
gemeinsame Sache mit dem Feind zu machen, war das aus kanaanitischer
Sicht wohl das schlimmstmögliche Verbrechen. Warum also ging Rahab
dieses unglaublich große Risiko ein? Aus Nächsten - oder
Menschenliebe?
Keineswegs!
Sondern aus kühler Berechnung. Denn als die Verfolger fort waren,
ging zu den versteckten Spionen und sprach zu ihnen: Ich
habe erkannt, dass der HERR euch das Land gegeben hat und dass der
Schrecken vor euch auf uns gefallen ist, so dass alle Bewohner des
Landes vor euch mutlos geworden sind. ...So
schwört mir nun beim HERRN, weil ich Gnade an euch erwiesen habe,
dass auch ihr an meines Vaters Haus Gnade erweisen werdet! Und gebt
mir ein zuverlässiges Zeichen, dass ihr meinen Vater und meine
Mutter und meine Brüder und meine Schwestern samt allem, was zu
ihnen gehört, am Leben lassen und unsere Seelen vom Tod retten
werdet!
Nun
war die Katze aus dem Sack! Rahab schlug den beiden „Spionen“
einen Deal vor. Deren Leben für das von ihr und ihrer Familie!
Und
sie erhielt, was sie wollte: Da
sagten die Männer zu ihr: Unsere
Seele soll an eurer Statt sterben, wenn ihr diese unsere Sache nicht
verratet, (und wir unseren Eid nicht halten). Und es soll geschehen,
wenn der HERR uns das Land gibt, dann werden wir Gnade und Treue an
dir erweisen. Als
Zeichen wurde das Befestigen einer roten Schnur vereinbart, so dass
das Haus bei der Eroberung Jerichos unangetastet bleiben würde.
Als
dann einige Zeit später Josua tatsächlich Jericho eroberte und es
samt Bewohnern dem Erdboden gleich machte, gedachte er der Tat
Rahabs: Zu
den beiden Männern, die das Land ausgekundschaftet hatten, sagte
Josua: Geht in das Haus der Hure und führt die Frau sowie alles, was
zu ihr gehört, von dort heraus, wie ihr es ihr geschworen habt!
So
kamen die Dirne Rahab und ihre ganze Familie mit dem Leben davon,
weil die Frau im entscheidenden Moment ihre Chance erkannte und
nutzte. Sie war ein großes Risiko eingegangen... und Alles gewonnen.
Und taucht später sogar in der Vorfahrenliste von König David und
Jesus auf.
An
ihrem Beispiel sieht man, dass man manchmal eine sich bietende
„göttliche“ Gelegenheit beim Schopfe packen sollte. Selbst auf
die Gefahr hin, sich bei bei einigen Zeitgenossen unbeliebt zu
machen. Ein ein einziger gut genutzter Moment kann den entscheidenden
UNTERSCHIED ausmachen, kann zum entscheidenden WENDEPUNKT im Leben werden