Sonntag, 6. April 2014

Jona -6-: Ein kaltherziger Prediger und (s)ein barmherziger Gott





Und Jona flehte zum HERRN und sprach: Ach, HERR, ist's nicht das, was ich mir sagte, als ich noch in meinem Lande war, dem ich auch durch die Flucht nach Tarsis zuvorkommen wollte? Denn ich wußte, daß du ein gnädiger und barmherziger Gott bist, langmütig und von großer Gnade, und lässest dich des Übels gereuen!

Jona war sauer! Und zwar richtig sauer! Er hatte getan , was ihm der HERR befohlen hatte und der Stadt Ninive die Gerichtsbotschaft Gottes überbracht: „Noch vierzig Tage, und Ninive wird zerstört!“ Und seine Predigt war ein vollkommener Erfolg gewesen. In der Stadt wurde ein vierzig-tägiges Fasten ausgerufen und die gesamte Bevölkerung tat Buße in Sack und Asche.
    Wow! Welcher christlicher Prediger würde sich heutzutage nicht solch eine Reaktion wünschen. Ich meine nicht unbedingt das mit dem Fasten und dem „Sack und Asche“, aber dass eine ganze Großstadt durch seine Predigt umkehrt und zum Glauben findet!?
   Und wie reagierte Jona? Er wurde zornig und machte Gott – in erfrischend ehrlicher Weise - Vorhaltungen (siehe oben). 
   Vielleicht war es ja gerade diese kompromisslose Ehrlichkeit, die einen Teil seines Erfolges ausmachte. Er taktierte und manipulierte nicht, sprach offen und direkt Tacheles. Und die Leute glaubten ihm, nahmen ihm diese unbequeme Botschaft ab. Er war der geborene Prediger und für die damalige Situation der richtige Mann, und deshalb schickte Gott ihn und niemand Anderen nach Ninive.

Die Worte Jonas lassen tief in seine Seele blicken. Ein begnadeter Prediger, gewiß! Aber auch ein Mensch, der die Gott-losen verachtete und ihre Bestrafung und nicht ihre Umkehr wünschte.
   Nein, wirklich, der Mann war kein Heuchler! Er machte aus seinem Herzen keine Mördergrube, sprach Gott gegenüber offen aus was er fühlte und dachte: Ich will/wollte den Tod der Gott-losen und bin mit deiner barmherzigen Tour nicht einverstanden! Mannomann, was für eine Kälte, was für ein Mut!

Natürlich möchte ich Jona nicht beipflichten. Seine Herzenshaltung war nicht richtig. Aber sie hilft uns, unsere eigene Einstellung zu überprüfen. Sind wir eigentlich wirklich an der Umkehr und Errettung der Christus-losen interessiert? Ist uns das egal? Oder empfinden wir eine geheime oder offene Genugtuung bei der Vorstellung, welche Höllenqualen die Gott-losen dereinst erleiden werden?
    Hier ein kleiner Praxistest! Was empfinden wir bei den Worten des Kirchvaters Tertullian (2. Jahrhundert) über ungläubige Zeitgenossen:
Ihr liebt Schauspiele! Erwartet das größte aller Schauspiele, das letzte und größte Gericht des Weltalls. Wie werde ich mich wundern, wie lachen, wie mich freuen, wie jubeln, wenn ich so viele stolze Monarchen (Politiker)... im untersten Abgrund der Finsternis werde sich winden sehen …, so viele weise Philosophen in roten Flammen mit ihren betrogenen Jüngern erröten sehen ...“ . 
   Ich erspare uns die weiteren – sicherlich auch von der Christenverfolgung beeinflussten - Hass-Tiraden und hoffe, dass der HERR ihm diese Worte angesichts seiner vielen verdienstvollen Werke dereinst nachsehen wird.
     Vielleicht kann man eines aus der ganzen Jona-Geschichte lernen. Gott mit der von Ihm empfangenen Gabe zu dienen ist gut, aber es sollte auch in der richtigen Herzenshaltung geschehen: "Ich habe keinen Gefallen am Tod des Gottlosen, sondern daß der Gottlose umkehre und lebe!" (Hesekiel).

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